Klatsch von damals (Nachrichten im  Mittelalter)


Angenommen, es würde eine Möglichkeit geben durch die Vergangenheit zu reisen, so würden wir die Zeit des frühen Mittelalters wählen, um mehr über das Leben der dortig lebenden Menschen zu erfahren. Auf dem Marktplatz eines Dorfes könnte man viel erleben, denn dort treffen sich die Bauern, Händler und das gemeine Volk um ihre Waren zu verkaufen, die Neuigkeiten auszutauschen. Wie z.B. die Kreuzzüge nach Jerusalem, den Wanderpredigern, den neuesten Klatsch über den regierenden Adel, über Juden und Hexen. Man muss jedoch bedenken, dass die Neuigkeiten oft nicht der Wahrheit entsprachen, da es erstens weder Zeitung, Bücher oder sonstige technische Hilfsmittel zur Überbringung von Nachrichten gab und zweitens, weil nur wenige Menschen schreiben und lesen konnten; die Reichen und die Mönche. Somit war des Informationsstand der normalen Bevölkerung ziemlich begrenzt oder besser, der damaligen Verhältnisse wegen, eingeschränkt. Das Leben drehte sich um die Ernte, wie man seine Kinder durchbringt, mit wem man , am besten gewinnbringend, seine Töchter verheiratet und um die, auch damals schon, viel zu hohen Steuern. Zudem musste man aufpassen was man tat und durfte sich nichts zu Schulden kommen lassen, denn die Inquisition war im Gange und man konnte schon durch Kenntnis und Anwendung von Heilkräutern der Hexerei bezichtigt und in der Öffentlichkeit hingerichtet werden. Ein gefundenes Fressen für den neuesten Tratsch. So ein Tratschgespräch könnte sich folgendermaßen anhören:

Bauer H.: Hast du schon gehört, die Hanna soll ja beobachtet worden sein wie sie zur Mitternacht mit dem Teufel gebuhlt haben. Am nächsten Morgen haben die Mönche mit aufs Kloster genommen. Die kommt bestimmt nicht wieder. Weißt du noch wo sie den Valentin geholt haben, zwei Wochen später kam er wieder, die Haare abgeschoren, im Büßerhemd und mit nackten Füßen. Seit dem spricht kaum noch einer mehr mit ihm.
Händler K.: Wer redet schon mit jemand der nicht mehr ganz richtig im Kopf ist.
Bauer H.: Was macht eigentlich deine Älteste.
Händler K.: In drei Wochen ist Hochzeit mit dem Sohn des Hufschmieds.
Bauer  H.: Hats deine Gudrun ja gut erwischt.
Händler K.: Aber die dumme Gans will nicht, weil sie meint, dass sie nicht in ihn verliebt ist, also hab ich sie bis dahin in ihre Kammer eingesperrt. Wer fragt denn in wen hier jemand verliebt ist.
Bauer H.: Hast schon was neues vom Grafen erfahren?
Händler K.: Als ich das letzte Mal Korn geliefert habe erzählte mir die Küchenmagd, dass seit dem der Herzog bei den Kreuzzügen ist, schon 9 verschiedene andere Adlige da gewesen seien um der Herzogin den Hof zu machen und dass sie alle habe machen lassen.
Bauer H.: Na das ist klar gewesen, da ließe ich mich auch nicht zweimal bitten. Also, machs gut.
Händler K.: Da hast du Recht. Bis nächste Woche dann.


In etwa so wurden damals die neuesten Nachrichten verbreitet.      5.5.99 Maria Pela