Zünfte wurden in Ulm 1292 erstmals urkundlich erwähnt. Sie waren über Jahrhunderte hinweg ein bestimmender Faktor in Wirtschaft und Politik. Später beendete die Einführung der allgemeinen Gewerbefreiheit 1862 das Zunftwesen im Königreich Württemberg. In den Zünften hatten sich Handwerker und Händler zusammengeschlossen. Sie regelten die Rechte und Pflichten ihrer Mitbürger, die Ausbildung der Lehrlinge sowie die Zulassung zur Gesellen-, und Meisterprüfung. Sie überwachten die Qualität der Rohstoffe und Produkte. Durch Kontrolle des Wettbewerbs versuchten sie jedem Gewerbetreibenden genügend Arbeit und Verdienst zu garantieren. Die Zünfte übernahmen auch soziale Aufgaben. Stiftungen aus der Zunftkasse versorgten beispielsweise Wittwen und Waisen, verstorbener Handwerker. Im Falle eines Angriffs hatte jeder Handwerksmeister die Stadt mit der Waffe zu verteidigen. Er musste daher bei seiner Aufnahme in die Zunft Harmisch und Waffen besitzen und schwören diese nicht zu verkaufen oder zu verleihen. Die Aufnahmebedingungen in die Zunft waren streng. Jeder Lehrling musste ehelich geboren sein und einen Vater mit einem ehrlichen, das heisst, zünftig organisierten Beruf haben. Unehrliche Berufe waren beispielsweise Scharfrichter, Totengräber und Schäfer.

Nicole Stricker & Sonja Heuwetter nach einem Text im Ulmer Museum