"D´r Schneider von Ulm hat´s Fliega probiert, No hot´n d´r Deifel en d´ Donau nei g´führt." Dieser Spottvers wurde nach dem Versuch über die Donau zu fliegen immer wieder aufgesagt.


nachgebauter Flugdrachen im Ulmer Rathaus
Der Schneider von Ulm, mit bürgerlichem Namen Albert Ludwig Berblinger, war besessen von dem Traum zu fliegen. Er entwickelte einen Flug-Apparat, mit dem er angeblich am Michelsberg von Gartenhaus zu Gartenhaus "flog". Dies waren immer nur kleine Sprünge, aber die ersten Gleitflüge in der Geschichte der Luftfahrt. Man sagte, Berblinger hätte den Luftflieger von dem Wiener Jacob Degen abgeschaut.

Aber Degen wollte sich mit Flügelschlägen in der Luft halten, Berblinger dagegen von einem hohen Punkt hinunter gleiten. Der erste Flug in der Öffentlichkeit wurde auf den 30. Mai 1811 gelegt, da der württembergische König Friedrich der Erste an diesem Tag nach Ulm zu Besuch kam. Die Ulmer waren überzeugt, dass sie mit diesem Versuch dem König imponieren könnten.
Berblinger wollte aus 19 Meter Höhe die Donau überfliegen, bis ans andere Ufer waren es 64 Meter. Der erste Versuch musste aber abgebrochen werden, weil angeblich an seinem Flug-Apparat irgendetwas gebrochen war. Der König sah es ein und förderte mit 20 Louisdor die Weiterentwicklung des Flug-Apparates. Am Tag darauf wiederholte Berblinger den Versuch vor dem Bruder des Königs. Berblinger zögerte wieder, weil er wahrscheinlich spürte, dass der Aufwind fehlte. Man weiß nicht ob er freiwillig gesprungen ist oder von einem Polizeidiener gestoßen wurde. Doch er stürzte wie ein Stein ins Wasser, aus dem ihn ein paar Schiffsleute retteten. Die Leute waren enttäuscht über den mißlungenen " Flug ". Dies bedeutete für ihn sowohl einen physischen als auch einen gesellschaftlichen Absturz. Berblinger floh vermutlich nach dem Absturz für eine Weile aus Ulm.

Lea Ströbele & Martina Schlau