Lage der Brunnenwerke an der früheren Stadtmauer von Ulm
In der Mitte des 15. Jahrhunderts hatte Ulm etwa 19 000 Einwohner. Für damalige Verhältnisse war dies unheimlich viel. Dabei bestand das Problem all diese Bewohner ausreichend mit Wasser zu versorgen. Über 260 Schöpf- und Ziehbrunnen waren die ersten dezentralen Wasserstellen. Die Bürger der Stadt verlangten nach mehr und vor allem nach fließendem Wasser.
Man orientierte sich an den Städten Lübeck und Augsburg, die ihre Bürger schon damals mit fließendem Wasser versorgten und baute dann im Laufe der Zeit an 5 Stellen Brunnenwerke an der Stadtmauer.
Die ersten beiden, deren Datum man nicht genau weiß, befanden sich im Bereich des heutigen McDonalds beim Bahnhof.
1. Das Schwestermühlbrunnenwerk entstand vermutlich zwischen 1450 und 1470.
2. Das Kohlenstadelbrunnenwerk (vor dem heutigen Amtsgericht) entstand zwischen 1450 und 1470.
3. Das Neutorbrunnenwerk (am früheren Neutor gegenüber der Landeszentralbank) ca. 1550 bis 1560.
4. Das Glockenbrunnenwerk wurde 1584 erbaut.
5. Das Seelhausbrunnenwerk wurde 1638 erbaut.

Der Dominikanermönch Felix Fabri (Schmid) beschrieb als erster Ulmer Chronist im Jahre 1484 in wenigen Sätzen die Funktion der damaligen Wasserversorgung auf Grund seiner Stadtbegehung:

schreibender Mönch
(Museum im Seelhausbrunnenwerk)
"In einem dieser Türme aber stürzt das Wasser aus dem Graben und dreht große Räder in der Tiefe des Turmes. Durch Räder wird das Wasser künstlich aufwärts in ein höheres Gemach des Turmes geschichtet. Dort strömt es in ein großes Becken. Von diesem fließt es abwärts durch eine Bleiröhre, verteilt sich durch Brunnenröhren in der Stadt und bricht an verschiedenen Stellen in fließenden Brunnen hervor."
Felix war sehr sprach- und schreibbegabt. Das dokumentierte er auch in seinen 2 Büchern, "Reise in das heilige Land" und "Evagatorium". (ig/is)
Kohlenstadelbrunnenwerk
kolorierte Tuschzeichnung
von Johann.Christoph Wirth (1729)